Seitensprung, Fremdgehen, Untreue oder Verliebtsein in Dritte – Paare in der Krise
Untreue führt zu starken Beziehungsproblemen und ist sehr oft der Grund, eine Paartherapie oder Ehetherapie zu beginnen.
Denn Paare – unabhängig davon, ob sie heterosexuell oder homosexuell sind – geraten in eine große Krise, wenn Treue vereinbart wurde, aber ein Partner oder eine Partnerin aus der Beziehung „ausbricht“. Wenn dann – meistens heimlich hinter dem Rücken des anderen – sexuelle Kontakte zu Dritten gesucht werden, eine Affäre begonnen wird oder die Vorstellung an das Fremdgehen ständig in der Phantasie mit dem geheimen Wunsch nach Verwirklichung durchgespielt wird.
Ab wann ist Fremdgehen oder Untreue eigentlich wirklich Fremdgehen oder Untreue?
Die Antwort auf diese Frage liegt im Detail. Jedes Paar ist ganz individuell. Es werden bezüglich Treue und Untreue bei jeden Paar eigene individuelle Absprachen getroffen. Diese Absprachen können offen ausgesprochen sein oder aber im Hintergrund unausgesprochen existieren. Die offenen individuellen Absprachen und Definitionen unterscheiden sich dabei von Paar zu Paar. Wenn das Paar hingegen keinerlei offene Absprachen getroffen hat, dann gilt in unserer westlichen, historisch überwiegend christlich geprägten Kultur automatisch die Monogamie als vereinbart. Die Paartherapeutin schaut sich zusammen mit dem Paar ganz konkret diese individuellen Absprachen des Paares genau an und analysiert, wo einer der Liebespartner diese Regeln verletzt hat. Das Paar erarbeitet dann in der Paartherapie, was die Ursachen sind und wie sie solche Regelverletzungen in Zukunft verhindern können. Bei Monogamie ist jeglicher sexuelle Kontakt mit Dritten verboten und unerwünscht. Daher empfinden monogame Paare jeglichen sexuellen Kontakt zu anderen als Fremdgehen und Untreue. Dort liegt jedoch der Teufel im Detail. Was konkret der jeweilige Liebespartner oder die Liebespartnerin als sexueller Kontakt definiert, ist teilweise sehr unterschiedlich. Dies kann zu Missverständnissen und Verletzungen in der Partnerschaft führen. So kann ein Kuss sehr unterschiedlich interpretiert werden. Die Intensivität variiert vom scheuen Freundschaftskuss auf die Wange über den sozialistischen Mundkuss in der damaligen DDR bis hin zum minutenlangen intensiven Zungenkuss. Was dem anderen erlaubt ist, ist Definitionssache. Gerade bei unausgesprochener Monogamie sind dem Paar solche Definitionen oft unklar und unbewußt, weil sie im Alltag nicht thematisiert werden. Das kann dann dazu führen, dass der eine davon überzeugt ist, dass er nicht untreu war, der andere dies aber sehr wohl als Untreue versteht und verletzt ist. Die Paartherapeutin hilft dem Paar in der Paartherapie dann dabei klare Definitionen abzusprechen. So bekommt das Paar nach dem Vertrauensverlust wieder mehr Sicherheit.
Wann ist es ein Seitensprung oder ein One-Night-Stand und wann eine Affäre oder Zweitbeziehung? Und was sind die Folgen?
Allgemein gilt, dass ein One-Night-Stand oder ein Seitensprung wirklich nur eine einzige Nacht dauert und es danach keinerlei Kontakt mehr zu der anderen Person gibt. Das ist wichtig. Denn wenn es nach der einen Nacht noch weiteren Kontakt gibt, dann ist es nämlich eine Affäre. Eine Affäre ist demnach ein zeitlich länger andauernder, wiederholter sexueller Kontakt, der über einen gewissen Zeitraum von beiden aufrechterhalten wird. Wenn die heimliche Beziehung über einen längeren Zeitraum z.B. mehrere Jahre mit offenem Ende aufrechterhalten wird, spricht man von einer Zweitbeziehung. Es kommt vor, dass ein One-Night-Stand oder ein einmaliger Seitensprung besser verziehen werden kann als eine Affäre oder längere Zweitbeziehung. Dies ist aber nicht bei allen Paaren so. Die Verletzung des Hintergangenwerdens und des Belogenwerdens entsteht nämlich auch bei einmaligem sexuellen Fremdkontakt. Darüber hinaus zerstört die Untreue die Einzigartigkeit und Ausschließlichkeit der Liebesbeziehung. Dies hinterlässt häufig tiefe Spuren, die das Paar in der Paartherapie aufarbeitet, so dass der hintergangene Part Schritt für Schritt wieder neues Vertrauen aufbauen kann.
Schock und Vertrauensverlust nach der Untreue
Viele denken: „Ach, das Thema betrifft mich nicht, nur andere Paare haben Beziehungsprobleme, aber bei uns ist soweit alles in Ordnung“. Dies ist oftmals eine trügerische Sicherheit, in der sich Paare wiegen und mit einem Mal platzt dann die Untreue in das Leben der betrogenen PartnerIn und der Schock ist da und schnelle Hilfe ist nötig. Nach dem Fremdgehen sind die Beziehungsprobleme so groß, dass sich ein Paar meistens nicht mehr selbst am Schopf aus dem Sumpf der überflutenden Gefühle ziehen kann. In diesen Situationen ist professionelle Hilfe von außen gefragt, um aus der Spirale der Eskalation herauszukommen. In meiner Paarberatung und Paartherapie im Stimmig-sein-Institut in Köln erlebe ich immer wieder solche Notfälle, bei denen schnelle Hilfe notwendig ist. Mit einem Mal steht die vorher nicht selten als überwiegend unproblematisch empfundene Beziehung, Ehe oder Eingetragene Lebenspartnerschaft auf Messers Schneide. Es geht für das Paar quasi um Leben oder Tot, Beziehung ja oder nein.
Häufig sind damit ganze Lebensabschnitte verbunden, die mit dem Partner oder der Partnerin geteilt wurden, dann geht es oft um Jahrzehnte geteilten Lebens. Entsprechend gravierend ist es, wenn ein Partner oder eine Partnerin sich dann jemand anderem außerhalb der Beziehung zuwendet. Aber nicht nur für langdauernde Beziehungen ist Fremdgehen ein Schock, sondern für jede Beziehung. Denn neben dem Verlust der Einzigartigkeit in der Beziehung entsteht durch die teilweise sogar längerandauernde Verheimlichung vor dem anderen Beziehungspartner zusätzlich ein starker Vertrauensverlust in der Beziehung, was große Beziehungsprobleme nach sich zieht.
Heimlichkeiten und Doppelleben
Oftmals entdeckt der oder die betrogene PartnerIn durch Zufall die Untreue der PartnerIn. Früher oder später kommt es nämlich – wie die Erfahrung zeigt – dann doch immer heraus. Denn wenn man mit seinem oder seiner BeziehungspartnerIn, Lebens- oder EhepartnerIn „Haus und Hof“ teilt, also im gemeinsamen Hausstand lebt oder ansonsten viel miteinander teilt, bekommt man zwangsläufig auch die Untreue des anderen mit mit – auch ohne Spionageabsichten. Und dann ist der Schaden für die Beziehung, Ehe oder Eingetragene Partnerschaft besonders hoch. Nicht wenige FremdgeherInnen entscheiden sich daher letztlich für den Weg und gestehen die Untreue, entweder um die Paarbeziehung noch zu retten oder um eine saubere Trennung und Klarheit für beide Seiten zu erreichen und die damit verbundene Freiheit für neue Beziehungen zu gewinnen. Das ständige Doppelleben und Verheimlichen der Untreue an sich ist nämlich auch für den fremdgehenden Partner auf die Dauer äußerst anstrengend, kräftezehrend und unangenehm, und die Beziehung ist auch aufgrund der Beziehungsprobleme sehr belastet.
Geständnisse
Das offene, ehrliche Geständnis ist in jedem Fall die bessere Variante, als sich monate- oder gar jahrelang mit Lügen rumquälen zu müssen. Und je früher und zeitnäher der oder die fremdgehende PartnerIn die Affäre oder den Seitensprung gesteht, desto mehr Chancen hat die Beziehung, zu überleben, falls dies von beiden gewünscht ist. Jedoch reicht das Geständnis allein nicht aus, sondern es ist notwendig, dass der Prozess in einer gemeinsamen Paartherapie von einer Dipl.-Psychologin als neutraler Fachkraft begleitet wird.
Die Folgen
Denn der bei der Entdeckung der Affäre oder nach dem Geständnis unvermeidlich immer auftretende Schock hat starke emotionale Folgen, die das Paar alleine überfordern würden. In einer solchen Paartherapie geht es dann darum, erst einmal eine Klärung herbeizuführen, an welchem Punkt jeder der beiden PartnerInnen in Bezug auf die gemeinsame Beziehung gerade steht. Wichtig bei der Paartherapie bei diesem Thema ist speziell auch der Neuaufbau des verletzten Vertrauens in der Beziehung, falls das Paar gerne zusammenbleiben möchte. Dieser Neuaufbau des verletzten Vertrauens erfordert von beiden Seiten ein wenig Geduld, da die Verletzung des Hintergangenwerdens tief sitzt und seinen Raum braucht, um zu heilen. Dies ist ein länger andauernder Prozess, den man nicht mal so eben mit einer einzigen in die Mittagspause gequetschten Paartherapiestunde abhandeln kann. Das braucht etwas mehr Zeit und Aufmerksamkeit.
Ursachen für das Fremdgehen
Im weiteren werden in der Paartherapie jeweils aus Sicht der beiden PartnerInnen die individuellen Ursachen für das Fremdgehen erforscht. Denn ein Seitensprung oder Fremdgehen trotz beiderseitigem Treueversprechens kommt nicht zufällig vom Himmel geflogen – auch wenn es einem manchmal so vorkommt, weil die Gefühle dann plötzlich da sind – sondern findet seine Ursachen meist in der Art und Weise, wie die Beziehung in der letzten Zeit gelebt wurde und welche Beziehungsprobleme bereits vorher bestanden haben. Ist Langeweile aufgetaucht und nicht genug beachtet worden ? Gab es Verletzungen? War immer keine Zeit vorhanden, um dem Gegenüber in der Beziehung Wertschätzung und Aufmerksamkeit entgegenzubringen ? Waren die Kinder wichtiger als Sie als Paar? Haben Sie eine Persönlichkeitsentwicklung Ihres Partners oder Ihrer Partnerin verschlafen? Oder haben Sie äußeren Veränderungen wie z.B. Arbeitslosigkeit, Wiedereintritt in den Beruf oder Stellenwechsel zu wenig Beachtung geschenkt? Haben Sie das Thema Gerechtigkeit in Ihrer Beziehung zu wenig beachtet? Welchen Einfluss hatte und haben die Schwiegereltern auf die Beziehung? Die Beziehungsprobleme können vielfältig sein.
Trennung oder Zusammenbleiben?
Neben der Ursachensuche ist in der Paartherapie die Frage des Zusammenbleibens oder der Trennung Thema. Beide PartnerInnen können dabei herausfinden, was für sie jeweils das Beste ist und welche Übereinstimmungen es dabei gibt. Wenn sich das Paar übereinstimmend entschieden hat, zusammenbleiben zu wollen, werden dann im weiteren Verlauf gemeinsam Zukunftsperspektiven für die Beziehung und konkrete Problemlösungen erarbeitet.
Nach dem Schock – Aufbruch zu einer besseren Partnerschaft
Meistens führt die Paartherapie dazu, dass die Beziehungsqualität sich nach dem mit psychologischer Hilfe positiv bewältigten Schock des Fremdgehens im Vergleich zu vorher sogar verbessert, u.a. weil die Einzigartigkeit und Wichtigkeit des Gegenübers, den man dann doch nicht verlieren möchte, im Laufe des Therapieprozesses wieder bewusster wird und Beziehungsprobleme gemeinsam gelöst werden können.
Paartherapie bei Dipl.-Psychologin Uta Himmelmann in Köln
So kann ein Seitensprung, Fremdgehen oder ein Verliebtsein in Dritte trotz aller unangenehmen Gefühle letztlich sogar etwas Positives mit sich bringen. Besser ist es für alle Beteiligten aber natürlich, möglichst früh zur Paarberatung und Paartherapie zu Dipl.-Psychologin Uta Himmelmann in Köln zu kommen und psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Probleme da sind, die das Paar immer wieder beschäftigen. So kann man sich einerseits den Schock ersparen und einem „Ausbrechen“ aus der Beziehung oder einem Neuverlieben frühzeitig sinnvoll entgegenwirken und andererseits erhöht das Paar – und somit jeder Einzelne in der Beziehung – damit die eigene Lebensqualität und Lebensfreude ganz erheblich.